Ich steige aus – Warum ich nicht mehr coache und was mich wirklich erfüllt
Es gibt Momente im Leben, in denen alles bisherige ins Wanken gerät. In denen man sich fragt: Ist das wirklich mein Weg? Oder nur der, den ich gut kann?
In diesem sehr persönlichen Beitrag schreibe ich über mein inneres Umdenken, das Loslassen meiner Mentoringarbeit – und den tiefen Wunsch, endlich nur noch das zu tun, was mich wirklich erfüllt: Schreiben. Erzählen. Kreativ sein. Und leben.
In den letzten Monaten hat sich viel verändert. Ich habe Dinge hinterfragt, Neues ausprobiert, Fehler gemacht. Nachdem mein Buch Krebsfrei leben erschienen war, war ich zunächst voller Euphorie – voller Ideen, was daraus alles wachsen könnte. Ich entwickelte ein ganzes Mentoring-Programm, um Menschen nach einer überstandenen Krebserkrankung zu begleiten: zurück ins Gleichgewicht, durch Ernährung, Entgiftung und Mindset-Arbeit. Die drei Säulen meiner bisherigen Arbeit.
Doch während ich mitten in dieser Begleitung steckte, schlich sich ein Gefühl in mir ein – leise, aber stetig: Irgendetwas stimmt hier nicht.
Es fühlte sich nicht frei an. Nicht leicht. Es war anstrengend. Ich hatte Mühe, mich abzugrenzen. Menschen suchten den Kontakt – oft Menschen, die schon viele Wege gegangen waren, die kämpften, die Halt suchten. Und da stand ich: mit meinem 500-Seiten-Buch, randvoll mit allem, was ich über zehn Jahre selbst erfahren, durchlebt und ausprobiert hatte.
Ich reichte ihnen die Hand – ehrlich. Ich wollte helfen. Doch dann kam ein Gedanke, der mich nicht mehr losließ. Eine innere Umwälzung. Ein Satz, der alles veränderte:
„Geht es im Leben nicht einzig und allein darum, der Freude zu folgen?“
Diese Frage nagte. Obwohl sie wunderschön und tief war, hatte ich sie selbst nie wirklich verstanden – auch wenn ich es mir immer wieder einzureden versuchte.
Ich hatte dieses Talent, ja vielleicht sogar diese Gabe, gut zu sein in dem, was ich tat. Menschen zu begleiten, zu lehren, zu inspirieren – sei es durch Atemarbeit, Yoga, Philosophie oder eigene Erfahrungen. Ich bekam viel gutes Feedback.
Und dennoch: Es erfüllte mich nicht.
Es nährte vielleicht mein Ego, aber nicht mein Herz.
Ich bot lange das an, worin ich gut war – aber nicht das, was mich wirklich erfüllte.
Ich war leer.
Obwohl ich alles hatte.
Je tiefer ich eintauchte, desto schmerzhafter wurde es – emotional wie körperlich.
Dann kam dieser Moment der Klarheit:
„Warum nicht einfach nur noch das tun, was mir wirklich WIRKLICH Freude macht?“
Nicht, weil ich muss. Nicht, weil es gebraucht wird.
Sondern weil ich darf.
Ich musste mir eingestehen:
Die Welt braucht mich nicht.
Niemand wartet auf mich.
Nur mein innerer Monolog wollte mir einreden, dass ich etwas beweisen, beitragen, bedeuten muss.
Aber ich muss nichts – außer eines Tages zu sterben.
Und bis dahin?
Darf ich leben. Wirklich leben. Und der Freude folgen. Ehrlich. Radikal. Ohne Kompromisse.
Denn am Ende, wenn ich an der Schwelle stehe, wartet niemand mit einer Medaille. Kein Applaus, kein Ruhm. Nur die Konsequenz dessen, wie ich gelebt habe. Das ist mein Urteil. Meine Wahrheit. Und wenn ich mit dieser Wahrheit im Reinen bin – warum warten?
Ich habe erkannt:
Freude ist nichts, das zufällig kommt.
Man muss sich ihr zuwenden. Proaktiv.
Tut man das nicht, entweicht sie wie Wind zwischen den Fingern. Und man läuft und läuft – direkt auf einen Abgrund zu.
Deshalb habe ich entschieden:
Ich steige aus.
Ich steige aus dem aktiven Begleiten, dem Beraten, dem Coachen aus.
Was mich wirklich begeistert, ist das Wort.
Das Bild.
Die Geschichte.
Die Erlebnisse, die sich hinter der Linse verstecken, oder noch ungeschrieben auf dem Blatt Papier warten – flüchtig, leise, aber lebendig.
Dort bin ich zu Hause.
Dort fühle ich mich lebendig.
Nicht auf der Yogamatte, nicht im Satsang, nicht im Workshop.
Das waren Fluchten. Ehrlich.
Nicht falsch – aber nicht meins.
Ich habe erkannt:
Von der Freude muss man nicht fliehen.
Man muss sie nicht verändern, nicht darüber meditieren, nicht aufschreiben.
Man muss sie leben.
So lange, bis man stirbt.
Alles andere ergibt – für mich – keinen Sinn.
Und wenn du jetzt denkst: „Aber es gibt doch Verpflichtungen… Dinge, die man tun muss…“ –
Dann bist du vielleicht, wie ich lange Zeit, an der falschen Abzweigung.
Das ist meine Wahrheit.
Sie muss nicht deine sein.
Aber vielleicht inspiriert sie dich, deine eigene zu hinterfragen.
Denk mal drüber nach.
Inspiriert von meinem Freund Benji, der heute beim Kaffee zu mir sagte:
„Das Besondere am Menschsein ist, dass unsere Zeit begrenzt ist – unser Dasein vergänglich. Und genau das macht es so kostbar.“
Und was bleibt, wenn man aussteigt?
Der Blick. Der Moment. Das Erzählen.
→ Wenn du wissen willst, wohin mich mein Weg jetzt führt –
dann komm mit: